Auch unter uns Grünen gibt es Autofahrerinnen und Autofahrer. Nein, es ist kein Verbrechen, ein Auto zu besitzen, und das soll es auch nicht sein. Trotzdem stimmen bei einem Thema alle Expertinnen und Experten überein: Je mehr Autos es gibt, desto mehr Straßen braucht es, desto mehr Autoverkehr gibt es, ... aus einer Umgehungsstraße wird schnell eine Hauptstraße, die wiederum eine Umgehungsstraße braucht.
So gut wie jeden Tag erreichen uns Anfragen, warum Radwege nicht durchgängig gebaut sind, warum Fußgänger*innen ohne Zebrastreifen die Straße überqueren müssen und warum der Bus und die Bim eigentlich so teuer sind. Anfang dieses Jahres startete der Verkehrslenkungsausschuss der Stadt Leonding. Hier soll in den nächsten eineinhalb Jahren gemeinsam mit sämtlichen Parteien und einem Planungsbüro ein Konzept entwickelt werden, wie der Verkehr in Leonding in Zukunft funktionieren soll. Die Grünen Leonding legten gleich zu Beginn ein 8-seitiges Konzeptpapier mit Ideen und Problemstellen vor, die wir in folgendem Artikel kurz umreißen möchten.
Seit vielen Jahren wird mittlerweile in Linz das Öffi-Jahresticket gefördert, wodurch es zu einem konstanten Preis von 285 Euro kommt. Währenddessen stieg der “Normalpreis” immer weiter an, wodurch Leondingerinnen und Leondinger bereits 474 Euro und somit beinahe 200 Euro mehr zahlen müssen. Der Erfolg von günstigeren Jahrestickets ist klar nachweisbar. So hat sich die Anzahl der Jahreskartenbesitzer*innen sowohl in Wien als auch in Linz mehr als verdoppelt. In Wien sind es laut aktuellsten Zahlen bereits 852.000 Tickets bei gut 1.900.000 Einwohner*innen.
Offensichtlich ist, dass nicht nur der Preis ausschlaggebend für die Benützung von Öffis ist, sondern auch ein umfassendes Angebot. Trotzdem wäre es mehr als absurd anzunehmen, dass die Wahl eines bestimmten Verkehrsmittels in keiner Weise vom Preis abhängig wäre.
Abseits der Straßenbahn ist die Situation bei vielen Bushaltestellen als zumindest ausbaufähig zu betrachten. Ticketautomaten gibt es bei den Linien 17 und 19 oftmals nur auf einer Straßenseite, Wind- und Regenschutz sucht man oft vergeblich. Wer verzichtet schon gerne auf sein Auto, um dann möglicherweise 10 Minuten lang ungeschützt im Regen auf den Bus zu warten? Selbst Bänke sind oft keine Selbstverständlichkeit. Während es bei Haltestellen der Stadtteilbuslinien aufgrund der räumlichen Gegebenheiten oder der Fahrgastfrequenz logisch ist, dass es hier zu Einschränkungen kommt, ist es bei den Linien 17 und 19 gerade im Norden aus unserer Sicht relativ unverständlich. Ebenso fehlen Elektronische Fahranzeigen (EFAs) komplett. Gerade zu den Stoßzeiten kommt es immer wieder zu starken Verzögerungen im Busverkehr, ohne dass es eine einfache Möglichkeit gibt, zu wissen, ob der Bus bereits gefahren ist oder im Stau steht. Smartphone-Apps sind natürlich eine Alternative, allerdings vergleichsweise umständlich und für einige Bevölkerungsschichten wie Senior*innen nicht immer selbstverständlich.
Neben der Straßenbahn lässt die Taktung der Buslinien, gerade zu den Abendstunden, oft zu wünschen übrig. Linie 19 fährt nur bis 23 Uhr, und das auch nur stundenweise. Linie 17 fährt überhaupt um 21:30 Uhr das letzte Mal. Da die Stadtteilbusse (Linie 191, 192) unter der Woche nur bis ca. 19 Uhr, am Samstag nur bis Mittag und am Sonntag gar nicht fahren, sind manche Stadtteile zeitweise komplett vom öffentlichen Verkehr abgeschnitten. Eine genauere Analyse würde aus unserer Sicht auch die Linienführung brauchen: Sind die beiden Stadtteilbuslinien tatsächlich optimal aufeinander abgestimmt? Gibt es Gebiete, die aktuell nicht angefahren werden, wo es Bedarf gibt?
Entscheidend ist auch die Verbindung zwischen Stadtzentrum und Meixnerkreuzung: eine verlässliche, gut getaktete Verbindung würde das Stadtzentrum näher an die Straßenbahn bringen und die Bewohner*innen an der Straßenbahn näher an das Stadtzentrum.
Ein Beispiel für suboptimale Lösungen liefern die Linien 17 und 19 im Norden. Während die Linie 17 stets den Weg über die bevölkerungsreichen Ortsteile Berg/Holzheim nimmt, fährt die Linie 19 tagsüber über die Haltestelle Turmmuseum. Ab 20 Uhr übernimmt allerdings auch die Linie 19 den Weg der Linie 17 und fährt über Holzheim. Wer soll das verstehen?
Dass E-Mobilität in Zukunft eine zentrale Rolle einnehmen wird, daran gibt es mittlerweile kaum mehr Zweifel. Ebenso wie beim klassischen motorisierten Verkehr wird es auch hier Aufgabe der Gemeinden sein, für entsprechende Infrastruktur zu sorgen.
Dazu gehören nicht nur Ladestationen - die in Leonding de facto (abgesehen von einer eher steinzeitlichen Station in der Rathaus-Tiefgarage, die maximal 3,7 KW liefert) nicht existieren. Hier sollte bei Verkehrsknotenpunkten und möglichen Umstiegsstellen von Auto auf Öffis darauf geachtet werden, entsprechende Stationen vorzusehen.
E-Mobilität soll außerdem nicht nur ein Thema für Hausbesitzer*innen mit eigener Garage sein: Wohnbauträger sollten dazu animiert werden, auf Parkplätzen und in Tiefgaragen eine entsprechende Stromversorgung vorzusehen.
Carsharing-Angebote sollten ebenso in ein zukunftsweisendes Verkehrskonzept integriert werden.
Leonding hat im Vergleich zu anderen Städten vergleichbarer Größe einen sehr niedrigen Radfahrer*innenanteil. Das Umsteigen vom Auto auf das Rad für die Fahrt zur Schule oder in die Arbeit, aber auch das Benutzen des Rades für Alltagswege wird durch unterschiedliche Umstände erschwert. In erster Linie fehlen vollständige Radwege. Ohne diese ist es oft gefährlich, immer wieder zwischen Radweg und stark befahrenen Straßen zu wechseln. Das gilt nicht nur für die Menschen am Rad, sondern auch für die Autofahrerinnen und Autofahrer, die ständig wachsam sein müssen. Ebenso unangenehm gestaltet sich das Fahren auf Kopfsteinpflaster, wie zum Beispiel aktuell am Stadtplatz. Hier wurde bereits geplant, dieses Problem mit der Neugestaltung des Stadtplatzes zu beseitigen.
Ein zentraler Punkt beim Radverkehr ist die Möglichkeit, sein Rad sicher und einfach abstellen zu können. Hier fehlt es sogar bei vielen Verkehrsknotenpunkten an Möglichkeiten, obwohl die Kosten hier mehr als überschaubar wären.
Es gibt viele Baustellen in Leonding: wir sollten nicht nur unsere Öffis zumindest auf den Stand von Linz bringen, sondern versuchen, sogar ein Stückerl besser zu sein. Wir sollten moderne Mobilität wie Elektroautos fördern, genauso wie es endlich selbstverständlich sein sollte, dass Radverkehr den Platz bekommt, den er verdient.
Neben den erwähnten Maßnahmen gibt es noch eine Reihe andere, ebenso dringende Maßnahmen: Gehsteige gehören durchgängig und sicher gestaltet, die Anzahl der Parkplätze pro neu gebauter Wohnung sollte überdacht werden und der Bahnhof Leonding sollte - Westbahnausbau hin oder her - letztendlich unbedingt zu einem effizienten, zentralen Verkehrsknotenpunkt ausgebaut werden.
Es gibt also viel zu tun. Sie haben noch weitere Ideen? Schreiben Sie uns unter verkehr@grueneleonding.at, und wir werden versuchen, Ihr Anliegen so gut wie möglich zu vertreten. Denn gemeinsam schaffen wir die Mobilitätswende!
Dein Ansprechpartner zu diesem Thema
Stadtteil Berg
Beruf Softwareentwickler
Telefon 0699 / 188 40 502
E-Mail lukas.linemayr@gruene.at